Wein - die Rebe -

Home - Archiv - Archiv: Lange Nacht der Museen - 6. Lange Nacht der Museen am 29.April 2006
Der Grund für die Jahrtausende andauernde Erfolgsgeschichte des Weins liegt sicherlich in der Komplexität seines Geschmacks, die auf seine vielfältigen Inhaltsstoffe zurückzuführen ist.

Neben der Rebsorte und dem Ausbau sind hierfür vor allem das Klima und die Lage des Weinberges von Bedeutung. Wein besteht zu ca. 75 - 90 % aus Wasser. Neben dem Äthylalkohol finden sich mehr als 1000 weitere Inhaltsstoffe, die selbst heute noch nicht alle erforscht sind.

 

Grafik aus: Der große Weinatlas, Hugh Johnson, Hallwag Verlag, 1972

Grafik aus: Der große Weinatlas, Hugh Johnson, Hallwag Verlag, 1972

Die Weinrebe ist eigentlich eine recht anspruchslose Schlingpflanze mit einer Lebensdauer von 30 Jahren oder mehr.Sie bevorzugt karge, tiefgründige Böden mit guter Durchlüftung. Die manchmal über 10 Meter langen Wurzeln des Weinstockes entziehen dem Untergrund Wasser und Nährstoffe, die sich dann teilweise im Wein wiederfinden. Der Stoffgehalt und die Struktur des Bodens, die hauptsächlich vom geologischen Unterbau abhängen, entscheiden dabei im Wesentlichen, welche Nähr- und Mineralstoffe zur Verfügung stehen und ob dies zur rechten Zeit der Fall ist. Tonminerale, die sich hauptsächlich durch den Abbau von Silikaten im Boden bilden, sind z. B. ideale lonentauscher, die Mineralstoffe zwischenspeichern und langsam abgeben.

Die physikalische Beschaffenheit des Untergrundes beeinflusst den Wärmehaushalt der Pflanze und damit deren Entwicklung und die Fruchtreife wesentlich. Lockerer, steiniger Boden lässt das Wasser leichter versickern, dunkle Böden erwärmen sich schneller und speichern die Wärme besser. Eine direkte Beziehung zwischen Untergrund und Geschmack ist analytisch zwar (noch?) nicht nachweisbar, doch liegt ein Zusammenhang eigentlich auf der Hand.

nach: Prof. S. Hoelzl, Bayer. Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, München

Grafik aus: Der große Weinatlas, Hugh Johnson, Hallwag Verlag, 1972

Grafik aus: Der große Weinatlas, Hugh Johnson, Hallwag Verlag, 1972



"Terroir", ein Gesamtausdruck für Boden, Lage und noch viel mehr ...

"Terroir" ist ein typisch französischer Ausdruck, in keine Sprache kurz übersetzbar. Er weist auf ein begrenztes Gebiet hin, wo Bodenbeschaffenheit und Klimabedingungen miteinander verbunden, ein gewisses landwirtschaftliches Erzeugnis begünstigen und ihm einen entsprechenden Geschmack vermitteln. Ein Weinbau-Terroir soll drei Natur-Faktoren harmonisch vereinigen: Untergrund, Klima und Rebsorte, nicht nur um Qualitätsweine zu erzeugen, sondern um ihnen auch eine persönliche, meistens vom Untergrund abhängige Note zu übermitteln. Dazu kommt noch der Faktor Mensch, denn der Winzer wählt ja die Lage und die Rebsorte. Jedoch bleibt unter all diesen wandelbaren Verhältnissen der Weinbergsboden mit seinem Ausgangsgestein naturgemäß der unwandelbare Faktor und auch der wichtigste, so dass die Bezeichnung der Terroirs geologisch erfolgt.

Das Ausgangsgestein übt einen wichtigen Einfluss aus, durch:
  • seine Textur, denn Korngröße und Lithologie bestimmen Porosität und Durchlässigkeit, welche sich auf die anderen Eigenschaften des Gesteins und des Bodens auswirken sowie auf das durch die nähere Umgebung bedingte Kleinklima.
  • seine mineralische Zusammensetzung, welche den wichtigen anorganischen Nährstoffgehalt bestimmt;
  • seine chemisch saure oder alkalische Reaktion (pH), wichtig für die Lösungsprozesse der Mineralstoffe und den Aufbau der Krume;
  • seine hydrologischen Eigenschaften: Durchlässigkeit oder Wasserhaltevermögen, notwendig zur Versorgung der Rebe, aber auch zum Lösen der Mineralstoffe und letztlich zur Bodenbildung;
  • seine Rolle als Wärmespeicher und -verteiler in Bezug auf die Farbe und die Steinigkeit des Grundbodens.


Der Boden selbst spiegelt wider, ändert oder erweitert diese Parameter des Ausgangsgesteins. Als biologischer Horizont liefert er der Rebsorte die organischen Nährstoffe: Stickstoffverbindungen.
nach: Claude Sittler, Jber. Mitt. Oberrhein. Geol. Ver., N.F. 77, 223-240, 1995

Die Lange Nacht der Museen 2006 im Mineralogischen Museum der Universität Hamburg

Druckfreundliche Ansicht